Themen - Nr. 4/2012

Fachkräfte · Qualifizierung · Chancengleichheit

ANiA - Alleinerziehende nachhaltig inLogo ANiA Arbeit

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die EU fördern Projekte, deren Anliegen ‚Gute Arbeit für Alleinerziehende‘ ist. Unter Leitung der Unique GmbH geht eins davon nun ins dritte und damit letzte Projektjahr.

2010 waren im Bezirk Berlin-Lichtenberg über 4.000 Alleinerziehende hilfebedürftig im Sinne der Grundsicherung. Zugleich haben Unternehmen Bedarf an qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. An dieser Schnittstelle setzt das Projekt ANiA an. Gering qualifizierte Alleinerziehende werden im Projekt in den Branchen Handel, Hotel und Pflege qualifiziert.

Mit Unterstützung des Jobcenters Berlin-Lichtenberg findet in der ersten Phase die Information und Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer statt. Phase zwei dient der theoretischen Qualifizierung. In Phase drei können die Betreffenden das gelernte Wissen in einer dreimonatigen berufspraktischen Lernphase im Betrieb vertiefen.

Die sechsmonatige Qualifizierung endet mit einem Zertifikat, dem Kompetenzpass Hotellerie, Pflege oder Handel. Eine Besonderheit des Projektes: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden auch noch nach ihrer Vermittlung (vierte Phase des Projektes) betreut, um aufkommende Probleme frühzeitig aus dem Weg zu räumen.

Vernetzen und austauschen

Um nachhaltige Erfolge im Projekt erzielen zu können, ist das ‚Im-Kontakt-bleiben‘ entscheidend. Am 23. Februar 2012 folgten rund 50 Teilnehmende einer Einladung des Projektes, um sich über Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Bezirk Lichtenberg auszutauschen und zu vernetzen, aber auch den überbezirklichen Dialog zu fördern. Im Sommer dieses Jahres wird es einen Austausch unter den beteiligten Betrieben geben. Eine weitere öffentliche Veranstaltung zum Abschluss des Projektes wird am 29. November 2012 im Rathaus Lichtenberg stattfinden.

Zeit für eine Bilanz

Was hat das Projekt bisher erreicht, wo sind Stolpersteine in der Projektarbeit?

  • Die Vermittlungsquote im Projekt beträgt aktuell 40 Prozent.
  • Die oft anfängliche Skepsis vieler Unternehmen beruht auf der Annahme, es seien immer umfassende Maßnahmen nötig, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten. Dem ist jedoch nicht so.
  • Viele Unternehmen, auch kleinere Betriebe, haben schon gute Ansätze, die meist nicht bewusst oder systematisch sind.
  • Nach dem gegenseitigen Kennenlernen und der Praxisphase von Alleinerziehenden und Betrieb ist das Aushandeln von Rahmenbedingungen, die für beide Seiten passen, leichter. Die gegenseitige Wertschätzung vereinfacht das Aufeinanderzugehen.
  • Beide Seiten müssen realistische Forderungen und Angebote formulieren.
  • Individuelle Lösungen sind wichtig. Lösungsansätze müssen die Lebenssituation und Lebensphase berücksichtigen.
  • Die Qualifizierung, Einarbeitung und weitere Fortbildungen sind essentiell, um Einsatzmöglichkeiten zu erhöhen.
  • ‚Baustellen‘ bzw. Hürden bleiben aber die Kinderbetreuung und das nicht zu unterschätzende private soziale Umfeld der Alleinerziehenden.

Es gibt also noch sehr viel zu tun: Die zum Teil wochenlangen Schließzeiten in Kitas, die mangelnde Ferienbetreuung und Betreuung in Krankheitsfällen bleiben ein Problem, ebenso wie die nicht ausreichende Anzahl an Betreuungsplätzen. Außerdem bleibt es eine dringende Aufgabe, das Verständnis für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Kinder oder auch Angehörige betreuen und pflegen, zu fördern und eine entsprechende Arbeitszeitregelung und Arbeitsorganisation zu ermöglichen.

Es fehlt nicht an Ideen

Es fehlt weniger an guten Ideen, denn an der Umsetzung: Zumeist setzen die engen wirtschaftlichen und zeitlichen Bedingungen den Unternehmen Grenzen. Allerdings lohnt es sich für Unternehmen sehr, die eigenen Angestellten zu stärken, in ihren Lebenssituationen wahrzunehmen und zu unterstützen. Dies führt zu einer höheren Zufriedenheit, zu geringeren Fehlzeiten und letztlich zu einer höheren Leistungsfähigkeit wie auch Wirtschaftlichkeit.

Elke Neumann, Unique

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Infos

ESF-Logo des BundesANiA wird aus Mitteln des ESF des Bundes gefördert.

ANiA

Förderung
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und die Europäische Union fördern Projekte, deren Anliegen ‚Gute Arbeit für Alleinerziehende‘ ist. (Von den insgesamt 58 geförderten Projekten kommen 3 aus Brandenburg.)

Projektträger
Das Projekt ‚ANiA - Alleinerziehende nachhaltig in Arbeit bringen‘ wird unter Leitung der Unique GmbH umgesetzt. Es läuft jetzt bereits im dritten und letzten Jahr.

Ziel
Entsprechend dem Win-win-Prinzip soll ‚ANiA‘ zum einen arbeitslose, alleinerziehende Frauen und Männer aus Berlin-Lichtenberg zielgenau und praxisnah für ein konkretes Unternehmen qualifizieren und zum anderen dieses Unternehmen bei der Eingliederung des bzw. der Alleinerziehenden unterstützen.

Partner
Soziale Innovation SI research & consult GmbH,
BBQ Baumann Bildung & Qualifizierung