Europa - Nr. 4/2012

Qualifizierung

Durchlässigkeit in der Berufsbildung europäischer Länder

Am 10. Mai fand in Potsdam die Abschlussveranstaltung des f-bb-Projekts ‚Durchlässigkeit der (Berufs-)Bildungssysteme im europäischen Vergleich‘ statt. Ziel war, die Erkenntnisse des Projekts gemeinsam zu diskutieren.

Podium
Das Podium v. l.: Wolfgang Spieß, Industrie- und Handelskammer Potsdam; Michaela Schmidt, Handwerkskammer Frankfurt (O.); Susanne Kretschmer, f-bb; Ralf-Michael Rath, Unternehmerverband Brandenburg; Petra Meyer, Deutscher Gewerkschaftsbund Berlin-Brandenburg und Marco Ullmann, MASF

Das ESF-geförderte Projekt befasst sich mit Good-Practice-Beispielen aus den europäischen Nachbarländern bei der Identifizierung und Anerkennung informellen Lernens. Durch speziell dafür entwickelte Verfahren können unbewusste, im täglichen (Arbeits-)Leben oft beiläufig erzielte und somit informell erworbene Lernleistungen für Betreffende, aber auch für Dritte, besser dokumentiert werden. Jeder Einzelne kann dadurch umfassend ermitteln, welche Kompetenzen er bereits erworben hat und sie sich auch bescheinigen lassen. Sie können somit bei Bewerbungen um einen Arbeitsplatz oder ein Hochschulstudium besser nachgewiesen und eingesetzt werden. Wie das geht, zeigen die Good-Practice-Beispiele auf vielfältige Weise. In den Niederlanden oder der Schweiz können Interessenten beispielsweise in auf Kompetenzerfassung spezialisierten Einrichtungen ein Portfolio erstellen, das unter anderem Arbeitsstationen, erworbene Erfahrungen und Kompetenzen festhält. Dieses weithin akzeptierte ‚Erfahrungszertifikat‘ bzw. ‚Qualifikationsbuch‘ kann der Bewerbung direkt als ‚Bestätigung der Praxis‘ beigelegt oder nach Erfüllung der Voraussetzungen durch die zuständige Stelle in einen offiziellen Abschluss umgewandelt werden.

Qualitätsstandards und Beratungsstrukturen als Herausforderung

Einige dieser Länderbeispiele sowie erste Erkenntnisse aus den Länderanalysen stellte Susanne Kretschmer, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) in ihrem Vortrag dar, nachdem Marco Ullmann (MASF) in seiner Begrüßung bereits auf die Bedeutung der Thematik für das Land Brandenburg hingewiesen hatte. Katrin Gutschow, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), präsentierte die aktuellen Entwicklungen auf ordnungspolitischer Ebene in Deutschland. Belinda Hödl, Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), brachte mit ihrem Vortrag den Ansatz des transnationalen Erfahrungsaustauschs auch in die Abschlusstagung ein. Sie stellte in Österreich genutzte Praktiken zur Erhöhung der Durchlässigkeit sowie derzeit erprobte Modellvorhaben für eine verbesserte Feststellung und Anerkennung informellen und non-formalen Lernens vor. In allen Beiträgen wurde die Entwicklung einheitlicher Rahmenbedingungen und Qualitätsstandards als Herausforderung benannt sowie der Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsleistungen einschließlich entsprechender Finanzierungsmodelle gefordert.

Diskussion in der Pause
Auch in den Pausen sorgte das Thema für reichlich Diskussionsstoff unter den Beteiligten.

Durchlässigkeit für das Standortmarketing nutzen

Die Frage, wie im Land Brandenburg die Durchlässigkeit erhöht werden könnte, wurde anschließend mit dem Podium diskutiert. Gemeinsames Credo war, dass in Brandenburg bereits vielfältige Möglichkeiten zur Gestaltung flexiblerer Bildungswege vorhanden sind. Allerdings müsse die Relevanz des Themas trotz der vorhandenen und insbesondere regionalen Initiativen noch stärker hervorgehoben werden. Durchlässigkeit nicht nur als Bildungsthema, sondern auch als Standortvorteil zu begreifen, bietet im zukünftigen Wettbewerb um Fachkräfte die Chance, einen entscheidenden Marketingvorteil gegenüber anderen Regionen zu besitzen. Hier könnte noch viel von anderen Ländern gelernt werden. Diese und weitere Standpunkte können Sie ab September in der auf den Internetseiten des f-bb veröffentlichten Projektabschlussdokumentation nachlesen.

Claudia Schmeißer, f-bb

 Seitenanfang

Infos
  • Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb), Susanne Kretschmer,
    Internet: www.f-bb.de
  • Siehe auch BRANDaktuell
    Nr. 6/2011, S. 22 

ESF-Logo Land BrandenburgDas Projekt wird aus Mitteln des ESF und des Landes gefördert.