Prisma - Nr. 2/2012

„Es ist vor allem wichtig, Qualität zu liefern“

Interview mit Michael Skalt, Unternehmer und Migrant

Er stammt aus der Ukraine und ist gelernter Flugzeugmotoreningenieur. Jetzt ist er Geschäftsführer eines Bodenlegerbetriebes mit drei Mitarbeitern und einer Mitarbeiterin. BRANDaktuell befragte Michael Skalt, ob er als Migrationsunternehmer in Deutschland Besonderheiten zu beachten hat.

Herr Skalt, wie kamen Sie auf die Idee, dieses Unternehmen zu gründen?

Grundsätzlich wollte ich immer schon etwas mit den eigenen Händen machen. Die Idee, einen Bodenlegerbetrieb zu gründen, kam mir bei dem Besuch einer Messe. Ich habe mich dann 2004 mithilfe des Brandenburger Migrantenlotsendienstes auf die Gründung vorbereitet. Dabei ging es vor allem um Informationen über die deutsche Buchhaltung und das Steuerwesen. Im Jahr 2005 habe ich dann das Unternehmen gegründet. 

Welche Leistungen bieten Sie Ihren Kunden an?

Am Anfang habe ich mich auf die üblichen Bodenlegearbeiten und das Verketteln konzentriert. Im Oktober 2005 erhielten wir die Anerkennung als ‚Verspannteam Deutschland‘, d. h. wir können nun auch verspannte Teppichkonstruktionen anbieten. Im Oktober kam als weiterer Schwerpunkt die Herstellung von Autoteppichen hinzu.

Wie bestehen Sie gegenüber der deutschen Konkurrenz und wird Ihnen mit Vorurteilen begegnet?

Vorurteile wegen meines Migrationshintergrundes gibt es eigentlich nicht. Wir sind seit 2009 ein anerkannter deutscher Handwerksbetrieb. Ich denke, solange die Qualität meiner Ware stimmt, ist die Herkunft egal. Und unsere  Leistung und Qualität stimmen, wie bei unseren Automatten. Wir stellen beispielsweise nur Originalmatten her, die wir vorher gesondert ausmessen. Darüber hinaus verwenden wir ein Spezialgarn, das besonders lange hält, nicht ausfranst und in 200 Farbtönen zur Verfügung steht. Also ein qualitativ gutes Produkt, das trotz etwas höherer Preise gern gekauft wird.

Als Unternehmer muss ich zudem mit Kunden umgehen können. Und das kann ich. Ich habe bereits in der Ukraine gelernt, wie Produkte zu verkaufen sind. Dieses Wissen wende ich auch hier in Deutschland an und es klappt immer besser, zumal meine Deutschkenntnisse besser geworden sind.  (em)

Michael Skalt
Michael Skalt arbeitet mit der Kettelmaschine

SKALTTEX e. K.

Der Bodenlegerbetrieb wurde von Michael Skalt 2005 gegründet. Das Unternehmen hat mittlerweile 5 Mitarbeiter. Es hat sich auf Autoteppiche und ‚verspannte Teppichboden-Konstruktionen‘ spezialisiert. Verspanntechnik bedeutet eine spezielle Verlegung von Teppichböden, die in der Regel mit Nagelleisten verschraubt (bei Holzböden), gedübelt oder mit speziellen Klebstoffen auf den Estrich-Untergrund geklebt werden.

Die Kundschaft des in Frankfurt (Oder) ansässigen Unternehmens sind vor allem regionale Autohäuser und Laufkundschaft. Über das Internet gibt es zunehmend Bestellungen von Autohäusern aus ganz Europa.

Infos
Im Internet unter: www.skalttex.com

 

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Reihe 'Gute Arbeit'

In dieser Ausgabe stellen wir den Aspekt ‚Multikulturelles Unternehmertum‘ vor, denn die Zahl der Firmengründer mit ausländischen Wurzeln wächst in Deutschland und in Brandenburg seit Jahren.

Doch welche Besonderheiten weisen Migrationsunternehmen auf?

Zuwanderer in Deutschland gründen deutlich seltener Unternehmen in wichtigen Schlüsselsektoren wie Maschinenbau, Chemie oder Softwareerstellung als Deutsche, so das Ergebnis einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vom Mai 2011. Außerdem würden nur 5 Prozent der selbstständigen Migranten Unternehmen in ‚wissensorientierten‘ Branchen gründen, also in Branchen, die in der Regel einen Studienabschluss voraussetzen.

Asiatischer Imbiss, türkischer Gemüsehandel oder polnische Nähstube - dies sind also nicht nur Klischees, sondern Realität. Denn 95 Prozent der selbstständigen Ausländer gründen in Bereichen, wo die Eintrittsschranken niedrig liegen. Die Autorin der Studie, Prof. Elisabeth Müller, führt die geringere Beteiligung von Personen mit Migrationshintergrund in wissensintensiven Branchen auf Bildungsunterschiede zwischen Zuwanderern und Deutschen zurück.

Generell gilt, dass Migranten gründungsfreudiger als die Deutschen sind. So gründeten zwischen 2008 und 2010 nur 5 Prozent der Bundesbürger ohne Migrationshintergrund ein Unternehmen, während es bei den Migranten 7 Prozent gewesen sind. Dies ergab eine im April 2011 veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Den größten Anteil unter den Gründern mit Migrationshintergrund hat die Gruppe der Türken. Aber auch die Gründer aus Osteuropa sind immer stärker vertreten, im Jahr 2010 lag ihr Anteil an den Gründungen mit Migrationshintergrund bei 35 Prozent. 

Infos

  • Englischer Download der
    ZEW-Studie als PDF-Datei auf den Internetseiten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH
  • Download der IAB-Studie als
    PDF-Datei auf den Internetseiten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung