Themen - Nr. 4/2012
Sicher unter Bienen

Nicht nur für Imker hat Arbeitsschutz hohe Priorität. Unternehmen und Beschäftigte sind gefordert - mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement lassen sich Belastungen reduzieren und Ressourcen stärken.

Unternehmen · Gesundheitsmanagement

Gesunde Unternehmen - gesunde Beschäftigte

Wie können Unternehmen Gesundheit und Motivation der Beschäftigten fördern - Diese Frage stand im Mittelpunkt der Tagung ‚Gute Arbeit - Gesund arbeiten in Brandenburg‘, die im Juni 2012 in Potsdam stattfand.

Angesichts des Fachkräftemangels und alternder Belegschaften ist Gesundheit am Arbeitsplatz ein wichtiges Ziel brandenburgischer Arbeitspolitik. Dies betonte Arbeitsminister Günter Baaske in seinem Einführungsvortrag: „Sich ändernde Arbeitswelten, höhere Belastungen, mehr Stress - das kostet Nerven, macht krank, schadet der Wirtschaft. Sozialpartner und Gesetzgeber müssen handeln, um Arbeit und Gesundheit in eine verträgliche Balance zu bringen.“

In Brandenburg lagen die krankheitsbedingten Arbeitsausfälle 2011 bei durchschnittlich 18,3 Tagen pro Beschäftigtem - der zweithöchste Wert im Bundesgebiet nach Berlin. Die Betriebe sind daher gefordert, für gute Arbeit und gesundes Arbeiten zu sorgen. Das Land Brandenburg will deshalb vor allem in Kleinbetrieben eine ‚Kultur der Gesundheitsprävention‘ voranbringen, so Baaske.

Arbeit gesund gestalten

Mit betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) ist das ganzheitliche Verständnis von Maßnahmen für ‚gesunde Mitarbeiter in gesunden Betrieben‘ gemeint. Das Ziel von BGM ist es, die Belastungen für die Beschäftigten zu minimieren und die individuellen Ressourcen zu stärken.

Welchen Herausforderungen das Gesundheitsmanagement der Zukunft ausgesetzt ist, führte Prof. Dr. Antje Ducki in ihrem Vortrag aus. Demnach werde die zukünftige Arbeitswelt zwar offener, aber auch unübersichtlicher. Ein betriebliches Gesundheitsmanagementsystem müsse diese Herausforderungen annehmen und integrierte, zielgruppenspezifische Angebote unterbreiten. Denn „Angebote von der Stange erzielen keine nachhaltige Wirkung“, so das Fazit von Prof. Ducki.

Welche Wege dabei gegangen werden können, das stellten die vier Sieger des INNOPUNKT-Ideenwettbewerbs auf einer Podiumsdiskussion vor (s. Infokasten).

Die Projekte wollen Folgendes erreichen:

  • Multiplikatoren und Führungskräfte in Betrieben befähigen, spezifische Handlungskompetenzen zur Einführung und Umsetzung eines BGM in Kleinbetrieben zu entwickeln.
  • Bestehende Netzwerke um das Thema BGM ergänzen oder neue Netzwerke zum Thema gründen sowie fachliche Unterstützungsstrukturen zur Steigerung der Kompetenz der Betriebsleitungen einrichten.
  • Methoden und Instrumente entwickeln, die die Gesundheitssituation von Beschäftigten ausgewählter Branchen oder Regionen bewerten und die nach Betriebsgröße differenzierbar sind.

 

Ergebnisse der Arbeitsgruppen

Für gesunde Beschäftigte in einem gesunden Betrieb

Welchen Nutzen haben Arbeitsschutz und BGM? Diese Frage ist in der Diskussion positiv beantwortet worden. Herausgestellt wurde, dass dadurch eine Steigerung der Motivation und Leistungsfähigkeit erzielt werden kann. Und jeder Arbeitgeber wünscht sich gesunde Beschäftigte, die möglichst wenig krankheitsbedingt ausfallen. Und was sind die geeigneten Rahmenbedingungen? Diese Frage ist schwieriger zu beantworten. Einige Aspekte, die in der Diskussion fielen, waren: „Jeder Betrieb benötigt BGM und sollte es einführen“, „praktisch vorgelebtes Führungsverhalten ist mit entscheidend“, „um erfolgreich zu sein, ist der persönliche Zugang zu den Beschäftigten notwendig“.

Arbeitsbedingte psychische Belastungen

Anhand eines betriebspraktischen Beispiels  zeigte sich, wie sich psychische Fehlbelastungen konkret auswirken - gestörte zwischenmenschliche Beziehungen, mangelnde Motivation und Leistungseinbußen bis hin zu langfristigen krankheitsbedingten Ausfällen. Es kommt darauf an, die Probleme frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern. 

Wie facettenreich die Problematik ist, wurde von Frau Dr. Gabriele Richter von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in ihrem Kurzvortrag dargestellt. So kann psychische Ermüdung mit einer gezielten Pausengestaltung aufgefangen, gegen Monotonie können Tätigkeitswechsel vorbeugen und psychischer Sättigung (Arbeitsüberlastung) kann mit einem durchgeplanten und eingehaltenen Arbeitswochenplan gegengesteuert werden.

Frauengesundheit/Männergesundheit

Zur Frage, ob die Akzeptanz von Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung eine Frage des Geschlechts ist, wurde herausgestellt, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen von Männern und Frauen bei der Gesundheitsprävention gibt. Dies wird im Rahmen der Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements häufig nicht berücksichtigt.

Geschlechterfragen müssen deshalb auch beim BGM beachtet werden. So sollten Maßnahmen dahingehend überprüft werden, inwieweit sie die Lebenswelten von Frauen und Männern angemessen berücksichtigen. Da Männer diesen Fragen eher distanziert gegenüberstehen, wäre es sinnvoll, spezifische Angebote dort zu unterbreiten, wo vor allem Männer einen Nachholbedarf hätten.

Arbeit alternsgerecht gestalten - ein Arbeitsleben lang

Fakt ist: Aufgrund des demografischen Wandels und des höheren Renteneintrittsalters steigt das Durchschnittsalter der Beschäftigten in den Betrieben. Altersbedingte Krankheiten treten somit häufiger im Berufsleben auf; krankheitsbedingte Ausfälle nehmen entsprechend zu. Wie kann darauf reagiert werden, war eine der zentralen Fragen dieser Arbeitsgruppe.

Die Antwort: Ein gezieltes betriebliches Gesundheitsmanagement spart den Unternehmen nicht nur erhebliche Kosten, sondern bindet auch die älteren und dadurch erfahreneren Mitarbeiter besser an den Betrieb. Neben den Älteren können auch jüngere Mitarbeiter von dem BGM profitieren, so das Diskussionsfazit, weil insgesamt die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter gefördert wird.  (em)

Abschlusspodium
Auf dem Abschlusspodium wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen diskutiert.

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Förderprojekte

Projekte des INNOPUNKT-Wettbewerbs
Die vier Projekte des INNOPUNKT-Ideenwettbewerbs ‚Gesund arbeiten in Brandenburg - Betriebliche Gesundheitspolitik stärken‘ wollen BGM in Kleinbetrieben (KMU) wie folgt einführen: 

  • Gesunde Lernortkooperationen Brandenburg und Regionalstelle ‚Gesunde Arbeit‘ (BAS Brandenburg an der Havel Arbeitsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft mbH)
    Das Projekt will eine Regionalstelle ‚Gesunde Arbeit‘ aufbauen und in zehn Unternehmen ein BGM einführen.
  • InnoGema Brandenburg (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)
    Es soll ein Netzwerk entstehen, das KMU und regionale Anbieter von Gesundheitsleistungen zusammenbringt.
  • Gute Arbeit durch betriebliche Gesundheitsförderung (IMU-Institut Berlin GmbH)
    In Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in der Region Nordost soll BGM einführt und umgesetzt werden.
  • KOBRA - Kommunale branchenspezifische und branchenübergreifende betriebliche Gesundheitsförderung in KMU (ZAGG Zentrum für angewandte Gesundheitsförderung und Gesundheitswissenschaften GmbH, Berlin)
    Speziell in den Bereichen Pflege, Erziehung und Reinigungsgewerbe sollen Mitarbeiter aus KMU zu BGM-Fachkräften qualifiziert werden, die dann mithilfe von ZAGG-Mitarbeitern in ihrem Unternehmen BGM umsetzen.

Sozialpartnerprojekt
Netzwerk KMU - Gesundheitskompetenz für Unternehmen in Brandenburg (Bildungswerk der Wirtschaft für Berlin und Brandenburg e. V., Berlin)
Es soll ein landesweites Netzwerk entstehen, das kleineren Unternehmen bei der Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements behilflich ist.

Infos

Die INNOPUNKT-Projekte finden Sie auf den Internetseiten der LASA Brandenburg GmbH unter www.innopunkt.de

ESF-Logo Land BrandenburgDie Projekte werden aus Mitteln des ESF und des Landes gefördert.