Projektbeispiel

Pilotprojekt der Handwerkskammer Cottbus

In der deutsch-polnischen Grenzregion Cottbus haben die Abwanderung von Jugendlichen sowie sinkende Schulabgängerzahlen das Fachkräfteproblem verschärft. Im Zuge der Arbeitnehmerfreizügigkeit versucht das Handwerk deshalb, das Potenzial polnischer Migranten zu erschließen. Die Handwerkskammer Cottbus hat dazu das Projekt ‚Polnische Lehrlinge lernen in deutschen Betrieben‘ aufgelegt. Vier Monate lang absolvierten 18 Jugendliche aus Zielona Góra einen Deutsch-Intensivkurs, damit sie im September eine duale Ausbildung antreten konnten. Während der Ausbildung haben die jungen Polen Anspruch auf staatliche finanzielle Hilfen wie Wohngeld oder Berufsausbildungsbeihilfe.

Infos
Handwerkskammer Cottbus, Altmarkt 17, 03046 Cottbus;
Tel.: (03 55) 78 35-4 44, Internet: www.hwk-cottbus.de

Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen der Euroregion Spree-Neiße-Bober kofinanziert.

 

Der Friseurberuf ist ihre Berufung

Samanta Trojnar aus Zielona Góra ist Azubi in Burg

Samanta Trojnar
Samanta Trojnar färbt einer Kundin Strähnchen

„Sie ist gut, der Beruf ist ihr Ding“, so lobt Friseurmeisterin Marita Trapp ihre polnische Auszubildende Samanta Trojnar. Diese arbeitet seit September dieses Jahres in dem Friseursalon. Zuvor hat sie einen viermonatigen Sprachkurs absolviert.

Bevor Samanta Trojnar nach Burg kam, war sie auf einem polnischen Polytechnikum, das sie nach einem Jahr abbrach. Danach hat sich die junge Polin entschieden, einen Ausbildungsplatz in Deutschland zu suchen. „Ich kann hier einfach mehr lernen, weil ich anders gefordert werde und bessere Arbeitsbedingungen habe“, so ihre Begründung für den Schritt.

Nach der Entscheidung hat sich der Vater von Samanta Trojnar an die Handwerkskammer in Cottbus gewandt. Dort ist ihm der Kontakt zum Friseursalon Trapp vermittelt worden. Marita Trapp berichtet, als sich Samanta Trojnar vorstellte, „hatte ich sofort ein gutes Gefühl, denn die Arbeit geht ihr gut von der Hand“.
Probleme bereitet ihr aber die Berufsschule. Da die Deutschkenntnisse noch nicht ausreichend sind, kann Samanta Trojnar dem Unterricht nicht gut folgen. „Ich muss zu Hause erst einmal alles übersetzen.“ Mittlerweile hat die Handwerkskammer reagiert und ihr eine Nachhilfelehrerin zur Seite gestellt, die sie bei den Hausaufgaben unterstützt.

Marita Trapp ist optimistisch, dass sich diese Probleme bald regeln lassen. Und sie scherzt, dass sie Samanta schon gefragt habe, ob sie einige Freundinnen in Polen habe. „Ich würde sie sofort einstellen“, so Trapp.  (em)

 

„Weil ich mehr lerne“

Rafal Dawidowicz lernt in Cottbus Kfz-Mechatroniker

Rafal Dawidowicz
Rafal Dawidowicz (rechts) übt mit seinen Kollegen, wie sich Metall verarbeiten lässt

Rafal Dawidowicz hat eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker bei der Waury Fördertechnik GmbH begonnen. Zuvor hat er in Polen eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker abgeschlossen.

„Ich habe mich entschlossen, nach Deutschland zu gehen, weil ich hier mehr lernen kann“, so der junge Azubi. Das gilt vor allem für die Ausbildungsinhalte, denn diese umfassen auch den Bereich der Elektronik.

Für Rafal Dawidowicz gilt ebenfalls, dass er fachlich von seinem Ausbilder gelobt wird: „Er kann praktisch etwas und hinterlässt auch sonst einen guten Eindruck. Allerdings gibt es noch Probleme bei der Kommunikation“, so Ausbilder Andreas Kling. Die fehlenden Deutschkenntnisse sind für den jungen Azubi auch in der Schule hinderlich. Diese Lücken lassen sich aber eher ausfüllen, da er sich bereits fachlich gut auskennt. Außerdem erhält der Azubi ebenfalls Nachhilfeunterricht, der von der Handwerkskammer organisiert wurde.

Bisher hat Rafal Dawidowicz, der aus der polnischen Grenzregion in der Nähe von Eisenhüttenstadt kommt, seine Entscheidung nicht bereut: „Ich denke, mit der Ausbildung habe ich eine bessere Zukunft“, so seine abschließende Einschätzung.  (em)