Fachkräftesicherung

„Wir brauchen differenzierte Betrachtungen“

Junge Belegschaften, aber der Altersdurchschnitt steigt. Das Fachkräftemonitoring hat für die Handwerkskammer Potsdam die Lage analysiert. BRANDaktuell sprach mit dem Hauptgeschäftsführer Ralph Bührig.

Herr Bührig, untersucht wurden die Altersstruktur der Beschäftigten, die Bevölkerungsentwicklung und die Pendlerbewegungen im Kammerbezirk Potsdam. Warum haben Sie sich für diese Analyse interessiert?

Im Jahr 2007 haben die drei Handwerkskammern in Brandenburg eine repräsentative Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben durchgeführt. Die Analyse des Fachkräftemonitorings haben wir daher mit Spannung erwartet. Sie bestätigt unsere damaligen Ergebnisse: Wir haben ein relativ junges Handwerk. Nach der Wende hatten die Betriebe viele Jahre überdurchschnittliche Ausbildungsquoten, das schlägt sich in dem geringen Durchschnittsalter der Mitarbeiter nieder. Der Anteil der 55- bis 64-jährigen Mitarbeiter lag im Durchschnitt aller Handwerksberufe 2010 bei 11,6 Prozent. Bei allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Land Brandenburg sind es 16 Prozent. Trotzdem darf man nicht verkennen, dass sich der Anteil der Älteren im Handwerk in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat. Insofern gibt die Analyse wichtige Hinweise, in welchen Branchen die Fachkräftesicherung an Bedeutung gewinnen wird.

Welches sind für Sie die interessantesten Ergebnisse der Analyse?

Zwischen 2000 und 2010 reduzierte sich die Zahl der Beschäftigten von 156.000 auf  114.000 Arbeitnehmer. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Handwerksunternehmen im Land und im Kammerbezirk Potsdam gestiegen. Diese Zahlen belegen die Kleinteiligkeit im Handwerk. Die Betriebe haben im Schnitt nicht mehr als 3 bis 4 Beschäftigte. Auch ist die Altersstruktur der Beschäftigten in den einzelnen Gewerbegruppen sehr unterschiedlich. Die Metall- und Elektrohandwerke haben mit mehr als 12 Prozent über 55-Jähriger offensichtlich die größten Beschäftigungsanteile Älterer. Auch das Gebäudereinigerhandwerk hat einen hohen Anteil älterer Beschäftigter.

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie?

Man darf nicht alle Gewerbe über einen Kamm scheren. Selbst wenn einzelne Unternehmen heute Probleme haben, Fachkräfte zu bekommen, kann daraus nicht pauschal ein Fachkräftemangel für das Handwerk insgesamt abgeleitet werden. Wir brauchen differenzierte Betrachtungen, unter Beachtung regionaler Entwicklungen. Da sind die Analysen eine wichtige und solide Basis für seriöse Zukunftsszenarien. Handwerker sind vorwiegend regional tätig. Wenn aber die Bevölkerung in der Region schrumpft, welche Perspektiven haben dann der Friseur-, Bäcker- oder Baubetrieb vor Ort? Auf diese Fragen muss die Gesellschaft Antworten finden.  (jac)

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Fachkräftemonitoring und FIS

Maßnahmenplan Fachkräftesicherung
Das Fachkräftemonitoring ist eine Maßnahme des Maßnahmenplans Fachkräftesicherung.

Das Fachkräftemonitoring
Das Monitoring ist Teil des Projekts Regionalbüros für Fachkräftesicherung der LASA.

Die Angebote
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen das Fachkräfteinformationssystem, kurz FIS, auf dessen Daten jeder im Internet zugreifen kann. Zusätzlich gibt es im FIS spezielle Analysen und Studien. Diese geben einen schnellen Überblick über bestimmte Regionen, Berufe oder Branchen. Die Mitarbeiter des Monitorings unterstützen auch bei der Recherche, der Aufbereitung und Interpretation von amtlichen Statistiken und bei der Durchführung und Auswertung von Unternehmensbefragungen.

Infos

Das Fachkräfteinformationssystem
- FIS - finden Sie auf den Internetseiten der LASA Brandenburg GmbH.

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