LASA Brandenburg GmbH (Druckversion): Editorial

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

'2+3+2' ist vorbei. Hinter dieser Addition verbirgt sich die Dauer der Übergangsvereinbarungen von Deutschland und Österreich zur Arbeitnehmerfreizügigkeit. Diese wurden eingerichtet, weil es in beiden Ländern zur EU-Osterweiterung im Jahr 2004 Befürchtungen gab, die Arbeitskräfte aus den mittel- und osteuropäischen Staaten würden den Arbeitsmarkt belasten.

Deutschland und Österreich haben also die Arbeitnehmerfreizügigkeit für insgesamt sieben Jahre ausgesetzt und erst im Mai dieses Jahres eingeführt. Anders haben Schweden, Großbritannien und Irland reagiert. Hier konnten osteuropäische Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen bereits im Jahr 2004 eine Arbeit aufnehmen. Die Erfahrungen, dass vor allem junge, gut ausgebildete Fachkräfte nach Großbritannien und Irland gekommen sind, zeigen wir in unserem Länderbericht auf Seite 12.

Seit Mai besteht nun auch in Deutschland die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Welche Entwicklungen gab es bisher und wie sieht die Reaktion in der polnischen Grenzregion aus? Diese Fragen werden auf den Seiten 10 und 13 beantwortet.

'FREI und ZÜGIG' in Brandenburg

‚FREI und ZÜGIG‘ in Brandenburg

In Brandenburg haben 2.500 Arbeitskräfte bis Juni 2011 die Arbeitnehmerfreizügigkeit genutzt. In Statements und Stellungnahmen versuchen wir, die ersten Erfahrungen aus verschiedenen Institutionen aufzuzeigen. Wir präsentieren Ihnen Beiträge aus dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie (MASF), der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Arbeitsagentur sowie von der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg (siehe Seiten 6, 7, 8 und 9). Kritisiert werden in den meisten Stellungnahmen die fehlenden Sprachkenntnisse. Sie gelten als Hindernis dafür, dass osteuropäische Arbeitskräfte in Deutschland nicht wie gewünscht in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Geförderte Sprachkurse sollen Abhilfe schaffen.

Es ist mittlerweile abzusehen, dass die Befürchtungen vor einer übermäßigen Belastung des Arbeitsmarktes im Zuge der Arbeitnehmerfreizügigkeit abnehmen. Aber auch der insbesondere von der Wirtschaft erhoffte Zuwachs von Fachkräften ist ausgeblieben. Dies mag mit daran liegen, dass in Brandenburg eine breite Willkommens- und Anerkennungskultur noch aufgebaut werden muss, damit qualifizierte Arbeitskräfte nicht nur kommen, sondern auch bleiben - wie Prof. Weiss, die Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg, in ihrem Beitrag auf Seite 5 fordert.

Welche Wege gegangen werden können, damit die gewünschten Fachkräfte nach Brandenburg kommen, zeigt unser Projektbeispiel auf Seite 14. Die Handwerkskammer Cottbus hat elf polnischen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz in Brandenburger Handwerksunternehmen vermittelt, die sonst keinen Auszubildenden gefunden hätten.

Dr. Veit-Stephan Zweynert