LASA Brandenburg GmbH (Druckversion): Grundsätzlich richtig, aber ...

Grundsätzlich richtig, aber ...

Arbeitsförderung des kommunalen Jobcenters nach der Instrumentenreform

Michael Steffen
Michael Steffen - „Wir dürfen beim großen Umsteuern der Förderpolitik hin zur Integration in Arbeit nicht vergessen, dass ein Großteil der Kunden sehr weit weg ist vom ersten Arbeitsmarkt“

Der Landkreis Uckermark hat eine hohe Arbeitslosigkeit und einen hohen Anteil an Langzeitarbeitslosen. BRANDaktuell sprach mit dem Leiter des kommunalen Jobcenters, wie sich die Reform der Arbeitsförderinstrumente auf die Arbeit des Jobcenters auswirken wird.

Michael Steffen und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen auf zwei Tendenzen reagieren. Viele Menschen seien zunehmend weiter weg vom Arbeitsmarkt, so Steffen. Und häufig passen die Qualifikation der Jobcenter-Kunden und die Bedarfe der Unternehmen nicht zusammen.

Es fehlt ein Instrument für marktferne Kunden

Die neue Ausrichtung der Arbeitsförderung auf Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt findet Steffen grundsätzlich richtig, ihm fehlt aber ein Instrument, mit dem er marktferne Kunden schrittweise auf reguläre Arbeit vorbereiten kann. „Wir brauchen die Möglichkeit, Förderansätze zu kreieren und auszuprobieren. Und wir müssen sozialpädagogische Ansätze in Maßnahmen für diese Kunden hineinbringen.“

Arbeitsgelegenheiten stehen für diesen Kundenkreis nur noch eingeschränkt zur Verfügung. Im Jahr 2010 waren noch rund 2.400 Menschen in Arbeitsgelegenheiten beschäftigt, zwischen 55 und 60 Prozent des Eingliederungstitels hat das Jobcenter dafür aufgewendet. In diesem Jahr wird es nur noch 850 Teilnehmerplätze geben, knapp 25 Prozent des Eingliederungstitels wird der Landkreis dafür ausgeben. „Wir gehen weg von beschäftigungsschaffenden Maßnahmen“, sagt Steffen.

„Die Instrumentenreform hat keine wesentlichen Änderungen mehr gebracht. Zuerst wurde das Budget reduziert, dann die gesetzlichen Bedingungen angepasst.“

Ausgaben für Aktivierung und Eingliederung bleiben stabil

Dafür hält das Jobcenter die Ausgaben für Aktivierung und berufliche Eingliederung stabil. Die Mittelansätze für berufliche Weiterbildung und beschäftigungsbegleitende Leistungen bleiben 2012 auf dem Stand von 2010, und das bei einem stark reduzierten Budget (siehe Kasten). „Damit werten wir diese Instrumente prozentual deutlich auf“, sagt Steffen. Das sei notwendig, weil es vielen Kunden an einer verwertbaren Qualifikation und an Motivation fehle. „Diese Kunden benötigen zur schrittweisen Heranführung an den Arbeitsmarkt auf die Bedarfslagen des Kunden ausgerichtete Aktivierungsmaßnahmen mit Qualifizierungsanteilen.“ Derzeit analysieren Mitarbeiter des Jobcenters, welche Zielgruppen verstärkt qualifiziert und aktiviert werden sollen. „Wir brauchen Maßnahmen für diejenigen, die zwischen 30 und 40 Jahre alt sind. Bisher haben wir vor allem unter 25-jährige und über 50-jährige Kunden gefördert.“ Auch Eltern seien eine Zielgruppe. „Damit die Kinder erleben, dass ihre Eltern arbeiten gehen“, sagt Michael Steffen.

Träger schließen sich zusammen  oder geben auf

Die neue Richtung in der Arbeitsförderung hat im Landkreis Uckermark schon mit den Mittelkürzungen für das Jahr 2011 begonnen. Seitdem beobachtet Steffen, dass Träger von Beschäftigungsmaßnahmen im Landkreis sich zusammenschließen oder aufgeben. Die Teilnehmerplätze bei den Arbeitsgelegenheiten reichen nicht aus, alle Strukturen aufrechtzuerhalten. „Die Marktbereinigung wird sich in diesem Jahr noch fortsetzen“, glaubt Steffen. Seine Sorge ist, dass womöglich nur ein Träger übrig bleibt. Dann hätte er keine Wahlmöglichkeit mehr.

Vorbei sind auch die Zeiten, in denen Michael Steffen Vereinsstrukturen mit Arbeitsförderung unterstützen konnte. Das ist nach dem Wegfall der Arbeitsgelegenheiten in der Entgeltvariante nicht mehr möglich.  (jac)

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Arbeitslose und Eingliederungsbudget im Landkreis Uckermark