LASA Brandenburg GmbH (Druckversion): Soziale und ökonomische Basis des Landes Brandenburg

ESF · Analyse

Soziale und ökonomische Basis des Landes Brandenburg

Eine Grundlage für die Planung der neuen Strukturfondsperiode ist eine soziale und ökonomische Analyse des Landes. Einige Ergebnisse stellt Michael Winter, Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, in BRANDaktuell vor.

Die sozioökonomische Lage Brandenburgs ist geprägt durch die Lage im Osten Deutschlands mit Berlin inmitten seines Territoriums. Weiterhin prägend sind die räumliche Nähe und Verkehrsgunst zu den östlichen Nachbarn und die Spuren, die 22 Jahre Transformationsprozess seit der Wiedervereinigung hinterlassen haben, sowohl im berlinnahen als auch im peripheren Raum. Trotz aller Schwierigkeiten bei der Transformation hat Brandenburgs Wirtschaft eine positive Entwicklung genommen. Der Strukturwandel wurde durch enorme Investitionen befördert und hat zu einer heterogenen, aber meist sehr kleinteiligen Branchenstruktur geführt. Einige wenige Großunternehmen prägen die Unternehmenslandschaft und die Exportstruktur.

FuE - international profiliert

Brandenburg hat zwar eine ausdifferenzierte und teils international profilierte Forschungs- und Entwicklungslandschaft (FuE), aber vor allem in den peripheren Regionen gibt es nur sehr wenige FuE-Kapazitäten. Und der Transfer in die Praxis und die Bereitschaft zu Unternehmensgründungen bleiben hinter dem Bundesdurchschnitt zurück. Gleichzeitig muss auf die Nähe zu Berlin und seinem überdurchschnittlich hohen Innovationspotenzial verwiesen werden. Brandenburg hat deshalb gemeinsam mit Berlin eine Innovationsstrategie verabschiedet, die eine cluster- und technologieorientierte Entwicklung vorsieht. Auch hinsichtlich der Versorgung mit Fachkräften arbeitet Brandenburg eng mit Berlin zusammen, da die beiden Länder eine große gemeinsame Arbeitsmarktregion bilden.

Die demografische Entwicklung wird in den kommenden Jahren verstärkt in eine Übergangsphase eintreten, die für die künftige Versorgung mit Fachkräften entscheidend sein wird. Der Mangel an Nachwuchs wird bereits jetzt für Unternehmen zu einem Problem. Ausbildungsplätze können nicht mehr besetzt werden und reguläre Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte bleiben vakant. Insbesondere in den MINT-Berufen sind Absolventen weiterhin rar. Und das trotz einer positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren, die unter anderem auch dadurch bedingt ist, dass die Zahl der Absolventinnen in den MINT-Fächern gestiegen ist. Anzahl und Qualität der Fachkräfte werden zukünftig zu einem wesentlichen Standortfaktor für die regionale Entwicklung. Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, bleibt eine wichtige Aufgabe für den Einsatz des Europäischen Sozialfonds.

Gleichzeitig überaltert die Gesellschaft, das Erwerbspersonenpotenzial sinkt und wird in den ländlichen Regionen zu einer verminderten Tragfähigkeit der Infrastrukturen führen. Die Regionalen Wachstumskerne (RWK) haben in diesem Zusammenhang eine Ankerfunktion für die regionale Entwicklung. Die Infrastruktur zur Kinderbetreuung und eine hohe Familienfreundlichkeit im Land bieten gute Voraussetzungen dafür, Familie und Beruf zu vereinbaren. Doch trotz dieser überdurchschnittlich guten Voraussetzung ist die Region wirtschaftlich noch nicht so attraktiv für Zuwanderer oder Rückkehrer. Arbeitskräftemobilität und Pendlerbewegungen beziehen sich stets auf Berlin.

Verlorene Generation

In den 1990er-Jahren hat der  Transformationsprozess zu starken Verwerfungen am Arbeitsmarkt und zu Massen- und Langzeitarbeitslosigkeit geführt. Diese Entwicklung wirkt sich noch heute negativ auf die soziale Lage und Armutsgefährdung im Land Brandenburg aus. Die Wirkung ist in den vergangenen Jahren durch die Hartz-Reformen noch verstärkt worden, vor allem weil versäumt wurde, gleichzeitig mit der Reform einen Mindestlohn festzusetzen. Das hat dazu geführt, dass sich der Niedriglohnsektor ausgeweitet hat. Aktuell ist die Armutsgefährdung bei den jüngeren, unter 25-Jährigen, besonders stark ausgeprägt. Jedoch auch die bis etwa 45-Jährigen sind als ‚verlorene Generation‘ direkt nach der Wende durch soziale Verwerfungen vielfach von Sozialtransfers und prekärer Beschäftigung betroffen. Diese Generation wird voraussichtlich besonders niedrige Renten und somit eine erhöhte Armutsgefährdung aufweisen.

Michael Winter, Ernst & Young

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Sozioökonomische Analyse als Grundlage der Programmplanung

In Vorbereitung der Programmplanung und Erstellung der neuen Operationellen Programme des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bzw. des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum (EPLR) der neuen Förderperiode der EU-Strukturfonds 2014–2020 werden eine sozioökonomische Analyse (SÖA) und eine SWOT-Analyse erstellt. (SWOT-Analyse bedeutet auf Deutsch: Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse.)

Die von Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft und Europaangelegenheiten erstellte fondsübergreifend angelegte Analyse gliedert sich in neun Themenfelder, für die eine Vielzahl an Indikatoren ausgewertet werden. Die Erkenntnisse fließen ein in die Festlegung der sogenannten thematischen Ziele und Investitionsprioritäten für den Einsatz der GSR-Fonds (GSR heißt ‚Gemeinsamer Strategischer Rahmen‘). Im Anschluss beginnt die Programmierung, also die Festlegung der Maßnahmen, der quantifizierten Zielwerte und Indikatoren sowie die Beschreibung des Verwaltungs- und Kontrollsystems.

Michael Winter,
Ernst & Young, Cluster Evaluation

Infos

EU-FahneDie sozioökonomische Analyse (SÖA) wird aus Mitteln der Technischen Hilfe des EFRE, ESF und ELER gefördert.