Arbeitnehmer · Mitbestimmung
"Das Wichtigste war die Wahl"
Interview mit Andree Siewert. Er ist Betriebsratsvorsitzender im Möbelhaus ‚Trendmöbel‘ in Hennigsdorf. BRANDaktuell befragte ihn nach seinen Aufgaben und den Möglichkeiten zur Mitbestimmung in dem Unternehmen.
Herr Siewert, die Gewerkschaft ver.di hat Ihr Betriebsratsteam als Good-Practice-Beispiel vorgeschlagen. Wissen Sie weshalb?
Es ist eher unüblich, dass in Unternehmen mit etwa 40 Mitarbeitern ein Betriebsrat gegründet wird. Insofern hat ver.di uns wohl als Beispiel genannt. Wir waren stolz, dass sich so viele Kolleginnen und Kollegen an der Wahl beteiligt haben. Denn die Wahl war der erste wichtige Schritt, um bei uns eine Mitarbeitervertretung einzuführen.
Seit November 2011 gibt es den Betriebsrat beim Trend-Möbel-Markt. Was waren Ihre bisherigen Aufgaben?
Dass bei uns ein Betriebsrat gewählt wurde, lag an den unterschiedlichen Auffassungen zur betrieblichen Arbeitszeitregelung. Hier haben wir eng mit ver.di zusammengearbeitet, um eine neue Regelung für den Betrieb zu erstellen. Diese Betriebsvereinbarung ist wahrscheinlich im Mai unterschriftsreif.
Und was stehen danach für Aufgaben an?
Ein Eigentumswechsel steht im Raum, da der Eigentümer eventuell altersbedingt aufhören möchte. Bei diesem Wechsel möchten wir als Betriebsrat unsere Rechte als Arbeitnehmer wahrnehmen. Dazu gehört auch, dass die bisher erreichten Vereinbarungen vom neuen Betriebsinhaber übernommen werden.
Worin sehen Sie langfristig noch Handlungsbedarf in Ihrem Unternehmen?
Ein Problem ist, dass wir sehr unterschiedliche Lohnniveaus bei uns haben. Das ist alles nicht sehr transparent. Eventuell können wir über ver.di mehr erreichen, denn wenn 30 Prozent der Belegschaft Gewerkschaftsmitglieder sind, kann über einen Haustarif verhandelt werden. Im Moment sieht es gar nicht so schlecht aus.
Insgesamt wünsche ich mir, ähnlich wie bei FAIRTRADE, ein Label für ‚Fairen Umgang mit den Mitarbeitern‘. Dann kann der Kunde gleich am Eingang sehen, dass in diesem Unternehmen die Belegschaft fair behandelt wird. (em)
Betriebsrätekonferenz
Die Forderung ‚Gute Arbeit bei gutem Lohn‘ gilt auch für die Solar- und Windindustrie. Wer international mithalten will, muss im Ringen um Fachkräfte und die besten Köpfe ganz vorne bleiben. Doch noch allzu häufig sind die Arbeitsbedingungen in der Branche problematisch. Deshalb hatten das Brandenburger Arbeitsministerium und die IG-Metall Betriebsräte aus Unternehmen der Branche Ende April in Frankfurt (Oder) zu einer gemeinsamen Betriebsrätekonferenz eingeladen. Betriebsräte sind wichtig für Betriebe, war die Botschaft der Konferenz ‚Saubere Energie und Gute Arbeit‘. „Wir müssen den Betrieben die Ängste nehmen und den Beschäftigten Mut machen“, forderte Arbeitsminister Baaske. Denn, Betriebsräte sind wichtig für gute Arbeitsbedingungen und als Ansprechpartner für Unternehmen in schwierigen Zeiten.
Minister Günter Baaske: „Beschäftigten Mut machen.“
First Solar: Schließung
Mit Blick auf die Werksschließung von First Solar in Frankfurt (Oder), bei der 1.200 Beschäftigte ihre Arbeit verlieren, sagte Minister Baaske, dies sei nicht durch zu hohe Löhne hervorgerufen worden. Laut Olivier Höbel von der Industriegewerkschaft Metall machen die Löhne in der Solarindustrie nur etwa acht Prozent der Produktionskosten aus. Er sprach sich für „besser statt billiger aus“ aus. Dazu gehörten Mitbestimmung, Tarifverträge, qualifizierte Arbeit. (jac)