Prisma - Nr. 2/2012

Das ist mein Zuhause!

Projekt LANDaktiv setzt auf praktische Erfahrung bei Jugendlichen zur Fachkräftegewinnung

Sabine Rudert
Sabine Rudert, Landeskoordinatorin LANDaktiv

Der Wert eigener Erfahrungen überzeugt besser als alle Theorie - diesen pädagogischen Grundsatz nutzt das mehrjährige ESF-Projekt zur Berufsorientierung. BRANDaktuell sprach mit Sabine Rudert, Landeskoordinatorin von LANDaktiv, über die bisherigen Ergebnisse. 

Seit wann und mit welchem Ziel wurde das Projekt LANDaktiv gestartet?

LANDaktiv wurde im Jahr 2005 ins Leben gerufen. Hintergrund war der sich abzeichnende Nachwuchsmangel in der Landwirtschaft. Während in anderen Branchen Jugendliche nach Ausbildungsplätzen anstanden, gab es schon damals wenig Interessenten für Grüne Berufe. Ausbildungsstellen blieben sogar unbesetzt. Ein weiteres Motiv war der beginnende demografische Wandel. Die geringe Anzahl an jungen Menschen, die eine Ausbildung begannen, verschärfte den Fachkräftemangel noch. Es wurde also dringend notwendig, Heranwachsende intensiver über die Berufsmöglichkeiten in der Landwirtschaft zu informieren. Wichtig war, dass bereits in der Grundschule begonnen wird, denn dann kann auf eine Basis fundierter Informationen bei der Berufsorientierung zurückgegriffen werden. Hinzu kommt, und das zeigen die Erfahrungen, dass sich junge Erwachsene nur dann für ein Leben auf dem Land entscheiden, wenn sie sich damit auch verbunden fühlen. Wer entdeckt, dass er in einer Region mit Kultur, Geschichte und Zukunft zu Hause ist, kann darin auch seine persönliche Lebensperspektive finden.

Wie haben Sie das im Projekt organisiert, damit die Ziele erreicht werden können?

Von großem Vorteil für diese Arbeit ist die Struktur des Projektes. So arbeiten sechs Regionalbeauftragte im ganzen Land. Sie haben ihren Sitz bei regionalen Bauernverbänden, von wo aus sie zwei bis drei Landkreise betreuen, sozusagen als Verbindungsglied zwischen Kinder- und Jugendeinrichtungen einerseits und landwirtschaftlichen sowie weiteren Unternehmen und Einrichtungen in Brandenburg andererseits. Inzwischen arbeiten die Projektmitarbeiterinnen mit weit über eintausend Partnern zusammen!

Dr. Großkopf erklärt Schülern die Wirkungsweise eines Heuwenders
Dr. Großkopf erklärt Schülern die Wirkungsweise eines Heuwenders

Welche Förderungen nutzen Sie zur Finanzierung des Projekts?

LANDaktiv wird über das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes zu 100 Prozent gefördert. 75 Prozent kommen seit Juni 2009 aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF), 25 Prozent aus Haushaltsmitteln des Landes. Viele Aktionen sind auch deshalb so erfolgreich, weil wir durch Betriebe und andere Einrichtungen unterstützt werden. Ich denke dabei besonders an unsere Wettbewerbe.

Bis wann läuft Ihr Projekt und was wurde bis jetzt erreicht?

Die gegenwärtige Förderung läuft bis zum 31. Dezember 2013. Viele Lehrer haben durch uns die Landwirtschaft als außerschulischen Lernort entdeckt. Schülerinnen und Schüler können unmittelbar Berufsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven für sich auf dem Land erkennen. Dabei sind Grüne Berufe gar nicht so untypisch für junge Mädchen! Hier einige Zahlen, die für sich sprechen. An unserem landesweiten Wettbewerb ‚Landwirtschaft und ländlicher Raum‘ beteiligen sich jährlich etwa 3.000 Schüler. Angesichts sinkender Schülerzahlen sind wir stolz darauf, dass so viele mitmachen. In jedem Jahr werden etwa 100 Exkursionen von Kindern und Jugendlichen in landwirtschaftliche und andere Unternehmen organisiert und durchgeführt. Außerdem ist das Projekt auf mehr als 100 Bildungsveranstaltungen, Messen und Festen mit Informations- und Aktionsständen vertreten. Etwa 100 Jugendliche werden jährlich in Praktikums- und Ausbildungsplätze vermittelt.
 
Können Sie jetzt schon sagen, wie nachhaltig das Projekt wirken wird?

Bildung und Wissensgewinn sind kaum messbar. Eine Nachhaltigkeit sehen wir aber zum Beispiel darin, dass in vielen Schulen die Landwirtschaft als außerschulischer Lernort erkannt wurde. Gerade im Hinblick auf die Berufsorientierung ist ein solcher Praxisbezug von grundlegender Bedeutung. Dabei darf nicht übersehen werden, dass Kinder ‚nachwachsen‘, das heißt der Handlungsbedarf bleibt. Auch die Landwirte haben dies erkannt und setzen verstärkt darauf, Kindern und Jugendlichen solche Erfahrungen zu ermöglichen. Wenn dann Patenschaften zwischen Schulen und Unternehmen entstehen, ist unsere Unterstützung besonders erfolgreich gewesen.

Auch der von uns ins Leben gerufene Arbeitskreis ‚Lernort Landwirtschaft‘ bietet eine Platt­form zum Austausch. Nachhaltigkeit sehen wir auch darin, dass dieses Projekt deutschlandweit große Beachtung findet und andere Bundesländer sehr großes Interesse daran haben, unsere Erfahrungen zu nutzen.  (kr)

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Internet: www.land-aktiv.de

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