„Eine ‚Win-win-Situation‘ für Arbeitgeber und Arbeitnehmer“
Interview mit Uwe Schumacher, Direct Line Versicherung, über das ‚audit berufundfamilie‘
Im August 2010 erhielt die Direct Line Versicherung AG das Zertifikat zum ‚audit berufundfamilie‘. Das Audit unterstützt Unternehmen, eine familienbewusste Personalpolitik nachhaltig umzusetzen, indem Instrumente entwickelt werden, mit denen sich Beruf und Familie besser vereinbaren lassen. BRANDaktuell sprach mit Uwe Schumacher, dem Vorstandsvorsitzenden der Direct Line, über Gründe, das Audit durchzuführen, über bisher eingeleitete Maßnahmen und weitere Planungen.
Herr Schumacher, warum hat Direct Line am Audit teilgenommen?
Der Hauptgrund, warum wir uns dem Thema stellen, ist, dass wir hoffen, dadurch für Fachkräfte attraktiver zu werden. Wir sind als Versicherung vergleichsweise kein großes Unternehmen und auch der Standort ist für die Versicherungsbranche eher untypisch. Da es mittlerweile schwerer wird, neue Mitarbeiter zu rekrutieren, wollen wir uns als Unternehmen im Bereich Work-Life-Balance profilieren. Wir haben zwar bereits vor dem Beginn des Audits im Jahr 2010 Maßnahmen eingeführt, doch die sind eher zufällig entstanden. Mit dem Audit versuchen wir nun, strukturierte Verbesserungen und weitere Instrumente einzuführen.
Welche Maßnahmen haben Sie bereits umgesetzt bzw. wollen Sie noch einführen?
Bereits vor dem Audit haben wir die Kinderferiencamps für die Kinder unserer Belegschaft organisiert, die wir auch weiterhin veranstalten. Die 10- bis 14-tägigen Sommercamps, die stets unter einem thematischen Motto stehen, erfreuen sich einer regen Nachfrage. Dann haben wir ein Eltern-Kind-Zimmer eingerichtet, um den Mitarbeitern bei plötzlichen Betreuungsengpässen eine weitere flexible Möglichkeit der Betreuung anzubieten. Auch dieses Angebot wird gut nachgefragt.
Ein großer Komplex sind bei uns die verschiedenen Arbeitszeitmodelle. Für den nicht kundennahen Bereich ist dies relativ einfach. Wir haben hier eine Regelung auf Vertrauensarbeitszeit, wonach jeder Mitarbeiter selbst bestimmen kann, wie er seine Arbeitszeit weitestgehend gestaltet. Nicht so einfach sind die Arbeitszeitmodelle in den Bereichen mit Kundenkontakt. Unser Anspruch ist es, den Kunden von 7:00 bis 21:00 Uhr zur Verfügung zu stehen. Unsere Arbeitszeitregelung sieht nun vor, dass die Mitarbeiter sich für die vier Stunden mit Kundenkontakt festlegen müssen und ansonsten vier Stunden ihre Arbeitszeit flexibel wählen können. Insgesamt haben wir festgestellt, dass nicht nur die Mitarbeiter mit dieser Regelung zufriedener, sondern auch die Bearbeitungszahlen gestiegen sind. Es gibt also eine Win-win-Situation für beide Seiten. Aufgrund dieser positiven Erfahrung planen wir nun ein mehrjähriges Arbeitszeitkonto zum Ansparen längerer, bezahlter Freistellungen einzuführen. Doch der Ansatz lässt sich nicht so einfach umsetzen.
Können Sie schon einschätzen, welche Vorteile Ihnen die Teilnahme am Audit gebracht hat?
Direkt lassen sich die Vorteile nicht messen. Ich denke aber, dass bei der ‚eigentlichen‘ Bewerbung das Siegel nicht ausschlaggebend ist. Gerade bei jungen Fachkräften, beispielsweise im Bereich E-Commerce oder Social Media, gewinnt das Thema Work-Life-Balance an Bedeutung. Wenn sich Direct Line dabei von anderen Unternehmen in der Region positiv abheben kann, wachsen auch Chancen, diese Fachkräfte für uns zu gewinnen. (em)
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