Europa - Nr. 4/2012

Übergänge · Ausbildung

Neue europäische Bildungs-Benchmark

Die Beschäftigungschancen in der Pflegebranche sind demografisch bedingt sehr gut. Die Qualität der Aus- und Weiterbildung entscheidet aber über die Verbleibsdauer der Absolventen in dieser Erwerbstätigkeit.
Die Beschäftigungschancen in der Pflegebranche sind demografisch bedingt sehr gut. Die Qualität der Aus- und Weiterbildung entscheidet aber über die Verbleibsdauer der Absolventen in dieser Erwerbstätigkeit.

Erfolge beim Übergang vom Bildungssystem ins Erwerbsleben sollen gemessen werden.

Die EU will künftig den Anteil erwerbstätiger Absolventen der allgemeinen und beruflichen Bildung ermitteln. Das soll helfen, Strategien zu identifizieren und zu entwickeln, die die Beschäftigungsfähigkeit von Absolventen besonders fördern und zum erfolgreichen Übergang von der Ausbildung in das Erwerbsleben beitragen.

Übergang in das Erwerbsleben

Am 11. Mai 2012 hat der Rat der EU beschlossen, eine europäische Benchmark, das heißt einen europäischen Durchschnittsbezugswert, für das Einmünden von Absolventen der allgemeinen und beruflichen Bildung in den Arbeitsmarkt einzuführen. Zwar ist der Beitrag von Bildung zur Beschäftigungsfähigkeit in den Kernzielen der Strategie Europa 2020 und in den Benchmarks des strategischen Rahmens für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung (ET 2020) bereits teilweise erfasst. Das betrifft etwa Hochschulabschlüsse, frühzeitige Schul- und Ausbildungsabgänger oder lebenslanges Lernen.

Aktuell wird aber der Übergang von der allgemeinen und beruflichen Bildung in das Erwerbsleben noch nicht in die Beobachtungen mit einbezogen.

Ausbildungserfolg und Beschäftigungsaufnahme

Der Rat will nun dazu Messungen vornehmen und sie mit qualitativen Aspekten auswerten lassen, wie der Übereinstimmung des erreichten Bildungsniveaus mit der in den ersten drei Jahren nach Ausbildungsabschluss ausgeübten Beschäftigung. Dadurch werden Anregungen für die auf den Übergang in das Erwerbsleben ausgerichtete Bildungszusammenarbeit auf europäischer Ebene erwartet. So könnten auch Fortschritte der Mitgliedstaaten zu einer verbesserten Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen beobachtet oder Beispiele für bewährte Verfahren bestimmt werden.

Gemessen werden soll der Anteil erwerbstätiger Absolventen im Alter von 20 bis 34 Jahren, die das allgemeine und berufliche Bildungssystem seit höchstens drei Jahren vor dem Referenzjahr verlassen haben. Bis zum Jahr 2020 soll deren Anteil mindestens 82 Prozent betragen. Im Jahr 2010 lag dieser Anteil noch bei 76,5 Prozent.

Die neue Bildungs-Benchmark ergänzt die im Zusammenhang mit dem strategischen Rahmen ET 2020 im Jahr 2009 angenommenen fünf Benchmarks sowie die Benchmark für die Lernmobilität, auf die sich der Rat im Jahr 2011 verständigte. Sie soll sich nur auf vorhandene vergleichbare Daten stützen, also einen möglichst geringen Zusatzaufwand verursachen.

Die europäische Benchmark liegt bei 82 Prozent Erwerbstätigkeit bei Absolventen.

Der Zielwert von mindestens 82 Prozent ist ein angestrebter EU-Durchschnittswert und keine auf nationaler Ebene zu erfüllende Zielvorgabe. Die Mitgliedstaaten sind vielmehr aufgerufen zu überprüfen, inwiefern sie zum Erreichen der europäischen Benchmark durch innerstaatliche Maßnahmen beitragen können.

Raul Skorubski, BBJ Consult AG

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Infos

Schlussfolgerungen des Rates vom 11. Mai 2012 zur Beschäftigungsfähigkeit von Absolventen allgemeinbildender und beruflicher Bildungsgänge finden Sie als PDF-Datei auf den Internetseiten der Europäischen Union.

Was ist Beschäftigungsfähigkeit?

„Beschäftigungsfähigkeit - d. h., die Kombination von Faktoren, die dem Einzelnen ermöglichen, Fortschritte auf dem Weg ins Erwerbsleben zu machen oder ins Erwerbsleben einzutreten, dort zu verbleiben und beruflich voranzukommen - ist ein komplexes Konzept, zu dem nicht nur die Persönlichkeit, die Fähigkeiten, die Einstellung und die Motivation des Einzelnen gehören, sondern auch andere externe Faktoren, die über die Politik der allgemeinen und beruflichen Bildung hinausgehen, z. B. Arbeitsmarktregulierungen, Demografie, die Struktur der Wirtschaft und die allgemeine Wirtschaftslage.“
Quelle: siehe Infos oben