LASA Brandenburg GmbH (Druckversion): Gute Arbeitsorganisation kann jeder Betrieb umsetzen

„Gute Arbeitsorganisation kann jeder Betrieb umsetzen“

Dr. Gregor Breucker arbeitet in der Abteilung Gesundheitsförderung des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen. Im Interview erläutert er, welche Ansatzpunkte die Krankenkassen in Betrieben sehen.

Dr. Gregor Breucker
Dr. Gregor Breucker

Herr Dr. Breucker, seit wann engagieren sich gesetzliche Krankenkassen, damit Betriebe die Gesundheit ihrer Beschäftigten fördern?

Begonnen hat das Engagement der Krankenkassen schon Ende der 70er, Anfang der 80er-Jahre. 1989 hat dann der Gesetzgeber Primärprävention und Gesundheitsförderung gesetzlich verankert. Gleichzeitig hatten Wissenschaftler, die aus der Forschung in die gesetzliche Krankenversicherung gewechselt hatten, das Thema mitgebracht.

Wie groß ist das Engagement der Kassen?

Für Prävention sieht der Gesetzgeber einen Richtwert von drei Euro pro Versicherten und Jahr vor, die Krankenkassen geben aber durchschnittlich mehr als die Hälfte zusätzlich aus. Der größte Anteil fließt in die individuelle Prävention, beispielsweise Ernährungskurse, Rückenschule und Bewegungsangebote. Hier ist die Nachfrage stetig gestiegen und die Ausgaben in der Prävention werden durch die Nachfrage der Versicherten gesteuert.

Hat ein Unternehmen dennoch gute Chancen, eine Krankenkasse als Partner für die Gesundheitsförderung zu finden?

Wir haben keine systematisch erhobenen Daten darüber, dass Anfragen von Unternehmen nicht beantwortet werden. Ein Problem für Betriebe ist, eine passende Kasse zu finden, denn meistens sind die Beschäftigten in verschiedenen Kassen versichert. Es kann in Einzelfällen ein Problem für Betriebe sein, wenn nur wenige Beschäftigte dort versichert sind.

Welches Interesse haben Krankenkassen, in die Betriebe zu gehen?

Ein zentraler Kostentreiber der Versorgungskosten sind chronische Krankheiten, die zumindest teilweise auf den Lebensstil zurückzuführen sind. Ihr Anteil an allen Erkrankungen ist dramatisch gewachsen. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenerkrankungen, aber auch Depressionen. Gerade in den nachwachsenden Generationen beobachten wir einen Anstieg gesundheitsabträglicher Lebensstile, die beispielsweise zu Fehlernährung und Bewegungsmangel führen. Die einzige Antwort auf steigende Kosten - neben Rationierung von Gesundheitsleistungen - ist Prävention. Hier sehen wir einen Ansatzpunkt in den Betrieben.

Was können Betriebe tun?

Lebensstil gilt meistens als Privatangelegenheit. Aber in Betrieben kann ein gesunder Lebensstil vorgelebt und propagiert werden, vor allem in großen.

Warum vor allem in großen Unternehmen?

Große Organisationen haben die Personalkapazitäten, um spezielle Themen zu bearbeiten. In größeren Unternehmen bringen verschiedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedene Kompetenzen  mit. In kleinen Unternehmen hängt meistens alles an einer einzelnen Person. Dabei spielen sowohl deren Einstellung als auch deren Kompetenzen und Wissen eine Rolle. In einer kleinen Autolackiererei ist die Chefin, der Chef Fachfrau bzw. Fachmann für die Technik und das Kaufmännische. Da ist es viel verlangt, wenn sie oder er auch noch Fachmann für Gesundheit sein soll.

Was kann ein kleineres Unternehmen einfach und kostengünstig tun?

Die wichtigste Bedingung, dass Betriebe einen Rahmen für gesunden Lebensstil setzen, besteht schlicht in guter Arbeitsorganisation. Jeder noch so kleine Betrieb kann im Rahmen der normalen Routine, etwa Besprechungen, die Arbeitsorganisation zum Thema machen und die Beschäftigten fragen, wo es hakt und welche Unterstützung sie brauchen. Dazu gehört die Einstellung, dass Führung und Betriebsorganisation darauf ausgerichtet sind, Arbeitsabläufe routinemäßig ständig zu verbessern. Und die Verbesserungen müssen sich auch auf soziale Aspekte beziehen. Dabei kann auch Gesundheit eine Rolle spielen. Das alles ist kostenneutral.

Was haben die Unternehmen davon?

Nehmen wir das Beispiel Alkohol. Alkoholmissbrauch mindert die Leistungsfähigkeit. Ein Betrieb kann regeln, ob Alkohol während der Arbeit getrunken werden darf und wie mit Alkoholkranken umgegangen wird. Ganz einfach ist es für Unternehmen auch, einen Link zur Gesundheitsdatenbank der Betriebskrankenkassen zu setzen, sodass alle Mitarbeiter darauf zugreifen können. In der Datenbank sind mehr als 30.000 Präventionskurse aufgelistet.

Welche Rolle spielen Krankheiten, die durch ungesunde Arbeitsbedingungen hervorgerufen werden?

Sie spielen eine große Rolle. Arbeitsbezogene Risikofaktoren für Muskel-Skelett-Erkrankungen sind beispielsweise Heben und Tragen von schweren Lasten sowie Arbeiten in Zwangshaltungen. Aber auch arbeitsbedingter Stress infolge von hohem Zeit- und Leistungsdruck oder mangelhaft organisierte Arbeitsabläufe, die zu Störungen und Unterbrechungen führen, können zu arbeitsbedingten Krankheiten führen.  (jac)

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Infos

Auf den Internetseiten des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen finden Sie: